Samstag, 27.07.2024

Distanzzonenlehre – Psychologie

„Eine Armlänge Abstand!?“
Diese Verhaltensempfehlung der regierenden Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker sorgte nach den Übergriffen der Sylvesternacht 2015/2016 am Kölner Hauptbahnhof auf Frauen für Aufregung und Spott in der Medienlandschaft.

Eine Umsetzung dieser Empfehlung ginge praktisch in einer Menschenmenge schon nicht und den Opfern würde durch diese Ihnen nahegelegte Anregung gefühlt eine Mitschuld an den Geschehnissen auferlegt.

Obwohl diese Aussage für sich gesehen mehr als unglücklich medial wiedergegeben und aus einem deutlich umfangreicheren Kontext herausgezogen wurde, stellt sich dennoch die Frage, wie man überhaupt zu einem solchen Vorschlag gelangt.

Eine Armlänge beträgt durchschnittlich etwa zwischen 50 und 65 cm. Diese Entfernung hätte die Übergriffe faktisch, wenn man tatsächlich zu jedem potentiellen „Angreifer“ diesen Abstand einhalten könnte verhindert. Aber woher kommt dieser Wert und letztlich diese Aussage?

Ursprung der Aussage
In einem Teilbereich der Psychologie, nämlich wird eine sogenannte Distanzzonenlehre vertreten. Diese besagt, dass es zu einem zentralen Aspekt des sozialen Zusammenspieles von Menschen gehört, dass  jede Person den Freiraum einer anderen Person zu respektieren hat.

Nach dieser Lehre werden 4 verschiedene, bei uns übliche Distanzzonen unterteilt, welche wir aufgrund unserer eigenen Erfahrungen und erlernten Verhaltensmuster unterschiedlich anwenden.

Die hier angesprochene Zone mit mindestens „einer Armlänge“ Abstand entspricht dabei der „persönlichen Distanz“, welche die von unserem Standpunkt aus gesehen zweitnächste Zone darstellt- näher wäre nur die „intime Distanz“. Weiter bestehen noch die“ gesellschaftliche“ und die „öffentliche Distanz“.

Je näher uns Menschen kommen, desto angreifbarer oder verletzlicher sind wir, weshalb es immer darauf ankommt wer unser Gegenüber ist und in welcher Zone es sich befindet. Je besser wir die andere Person kennen und mögen, desto näher darf diese Person uns auch kommen.

Unsere Freunde werden wir bei der Begrüßung in aller Regel Umarmen und damit sogar in die innerste Distanz einlassen, während wir Unbekannte Personen bei der Begrüßung stets mit ausgestreckter Hand empfangen, also in der persönlichen Distanz und dadurch ohne darüber nachzudenken einen räumlich größeren Abstand schaffen. Würde die uns Unbekannte Person gleich von sich aus in unsere innerste Zone bei der Begrüßung eindringen, würden sich die meisten seltsam oder schlichtweg überrumpelt fühlen.

Bewusster Einsatz der Distanzzonenkenntnisse
Für alle Menschen spielt daher das Wissen um diese Zonenlehre eine große Rolle im täglichen persönlichen Umfeld. Wer diese Kenntnisse richtig anwendet wird sich selbst im Umgang mit anderen Menschen wohler fühlen und auch das jeweilige Gegenüber wird, da es sich nicht überrumpelt oder gar unter Druck gesetzt fühlt wesentlich entspannter bleiben.

Sicherheitskräfte müssen dieses Wissen bereits auf der niedrigsten Qualifikationsstufe, im sogenannten Unterrichtungsverfahren erlernen, da ein wesentliches Merkmal der Sicherheitstätigkeit den Umgang mit Menschen betrifft. Dabei soll dieser Umgang stets auf eine Art und Weise stattfinden, die sowohl der Sicherheitskraft ein Gefühl von Sicherheit am Arbeitsplatz, als auch den jeweilig beteiligten Menschen ein weniger gravierendes Gefühl einer Drucksituation ausgesetzt zu sein, vermittelt.

Dieses Wissen kann man positiv und negativ auf jeden persönlichen Lebensbereich übertragen und die jeweiligen Reaktionen prüfen, doch auf die Geschehnisse in Köln hätte man dieses Wissen nicht übertragen können, da in einer Menschenmenge keine Möglichkeit besteht, Einfluss auf die jeweiligen Distanzen nehmen zu können.

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